Die berufliche Reha

Hier dazu einfach ein Feedback Brief, der von uns Teilnehmern verfasst wurde.

Reflexionsschreiben über das Berufliche Training (kaufmännischer Bereich/ OTB) im BTZ Friedehorst
(Zeitraum: November 2018 bis Mai 2019)
Die Motivation dieses Schreibens besteht vor allem darin durch konstruktive Kritik die Qualitätsentwicklung des BTZ voran zu treiben und dass damit zukünftige Teilnehmende von einer daraus resultierenden positiven Entwicklung profitieren können.
Was von der Mehrheit der Teilnehmenden kritisiert wurde, sind die fehlende Struktur (Vorgaben) und gemeinsame Zielformulierung, die von Anfang an direkt Unsicherheit auslöste. Besonders im Einstieg ist eine gute Planung und Orientierung von zentraler Bedeutung für die Teilnehmenden. Es wäre wichtig zu wissen, was auf einen zukommt. Zudem würde eine partizipative Planung des Prozesses im Verlauf eine Evaluation ermöglichen. Somit könnten Teilnehmende regelmäßig überprüfen, ob sie im „Zeitplan“ sind und Unsicherheiten und Unzufriedenheit könnten vorgebeugt werden.
Generell wurde häufig der Wunsch von Teilnehmenden formuliert mehr in den Gesamtprozess miteinbezogen zu werden. Durch weniger Vorgaben und mehr gemeinsame individuelle Planung für den Bewilligungszeitraum der Maßnahme hätten Teilnehmende das Gefühl, dass auf ihre individuelle Situation eingegangen wird und man nicht nach „Schema F“ Aufgaben „vorgesetzt“ bekommt.
Hinzu kommt die fehlende Präsenz der Trainer/in (durch Unterbesetzung und Krankschreibungen?). Auch wenn die Trainer zumeist sehr bemüht waren, konnte eine Mitarbeiterin die notwendige Begleitung aller Teilnehmer im kaufmännischen Bereich des Beruflichen Trainings nicht bewältigen. Somit konnten auch Absprachen nur punktuell getroffen werden, was die Unsicherheit und den Frust bei den Teilnehmenden noch verstärkte. Häufig wurden die Teilnehmenden (vor allem von November 2018 bis März 2019) sich selbst überlassen und mit Aufgabenordner und PC-Arbeit „beschäftigt“.
Im Dezember 2018 wurde „Zwangsurlaub“ verordnet und ab Januar 2019 entfielen nahezu alle Angebote (wie Seminare, Unterrichte, Bewegungs- und Entspannungstraining) und besserte sich erst als Ausfallzeiten durch die Teilnehmenden dokumentiert wurden und Listen über stattfindende und ausgefallende Angebote führten. So haben die Teilnehmenden, die im November/Dezember ihre Maßnahme begonnen haben in 3 Monaten nahezu keine beruflichen und gesundheitlichen Verbesserungen erlebt (das berufliche Training wird in der Regel für 3 Monate bewilligt). Ganz im Gegenteil, es kam bei einigen Teilnehmenden zu Zusammenbrüchen und Rückschritten, sodass im Anschluss eine medizinische Versorgung (und nicht wie geplant der [Wieder]Einstieg ins Berufsleben erfolgte).Dieses frustrierte vor allem Teilnehmende, die seit langen (zum Teil 2 Jahre) auf diese Maßnahme warten mussten.
Die Teilnehmenden, die in der Übungsfirma aktiv waren, bemängelten, dass zum Einen nur wenig Praxisnähe gegeben ist (so könne man in einer regulären Firma nicht arbeiten), zum Anderen wenig Bewegungen mit den anderen Übungsfirmen aus anderen Städten stattfand (Teilnehmende sind immer wieder in Praktikum und die Arbeit stagniert). So kam es regelmäßig zu Leerlaufzeiten, in denen nichts bearbeitet werden konnte.
Ein weiterer wichtiger Kritikpunkt ist, dass es häufig zu kontroversen und widersprüchlichen Aussagen durch die Mitarbeiter des sozialpsychologischen Bereiches und den Trainern kam. Aufgefallen ist, dass die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern kaum abgestimmt und zutreffend ist und durch die mangelhafte Informationsweitergabe, die Teilnehmer massiv verunsichert, verwirrt und destabilisiert zurück gelassen werden. Überwiegend nicht hilfreich empfanden einige die Tätigkeit des Psychosozialen Dienstes. Hier waren die häufigsten Kritikpunkte, dass zum Teil Druck ausgelöst wurde und Vorgaben formuliert wurde, die von den Betroffenen/ Teilnehmenden nicht im Einklang mit den eigenen Wünschen und Vorstellungen vereinbart waren und durch die Unstimmigkeiten Ziele der Teilnehmenden nicht erreicht wurden. Zudem bestand Uneinigkeit zu bestimmten Themen und Vorgehensweisen unter den Mitarbeitern.
Eine individuelle Begleitung- angepasst auf das Krankheitsbild und die Persönlichkeit- erfolgte nur spärlich und wurde dadurch begründet, dass es sich bei der Maßnahme nicht um einen therapeutischen Prozess handle. Zudem machten die Trainer deutlich, dass sie ohnehin keine Informationen über die Diagnose der Teilnehmenden hätten/ haben wollen und dieses auch für ihre Arbeit irrelevant sei. Wichtig ist dabei nochmal anzumerken, dass es besser wäre, Trainer mit Erfahrung (psychische Erkrankungen etc.) als begleitende Unterstützung und Beratung einzustellen, da nahezu ALLE Teilnehmer mit der Erwartungshaltung in das Training gehen, unterstützt und begleitet zu werden.
Ab März 2019 wurde die EDV-Schulung freitags eingeführt. Diese wurde durchweg als positiv wahrgenommen. Die eingesetzte Kraft überzeugte durch Kompetenz und auch durch ihre ruhige unterstützende Art.
Die Einheiten „Psychosoziales Seminar“ und „Training sozialer Kompetenzen“ wurde unterschiedlich empfunden. Ein Teil konnte daraus etwas Positives an Erkenntnissen gewinnen, ein anderer Teil hatte den Eindruck, dass sich die leitende Psychologin nicht auf dem neusten Stand der Erkenntnisse im Umgang mit depressiven Menschen befand.
Überwiegend löste auch die Beendigung der Maßnahme sowie die Überleitung ins PAS Druck, Überforderung, Ängste und Unsicherheiten aus, da im Vorfeld nichts vorbereitet wurde. Die Rahmenbedingungen und die ÜBERLEITUNG in anderen Maßnahmen wurden nicht rechtzeitig vorbereitet und kommuniziert. Die notwendige Praktikumssuche wurde nicht bzw. unzureichend unterstützt. So kam es zu (unnötigen) Unterbrechungszeiten, die zum einen emotional belastend und zum anderen auch mit einem organisatorischen und finanziellen Aufwand verbunden sind (kurzfristiger Zuständigkeitswechsel- meist Bundesagentur für Arbeit, aber auch das war nicht immer klar und wurde durch die Mitarbeiter nicht kommuniziert und begleitet).
Fazit: Die Meisten aktuellen Teilnehmer würden eine Teilnahme am Beruflichen Training im BTZ nicht empfehlen. Die anwesenden Trainer wirkten stets bemüht, sind aber teilweise nicht in der Lage, aufgrund mangelnder Kapazitäten und aus mangelnder Erfahrung, das richtige Ziel für die Teilnehmer zu bearbeiten und zu erreichen. Die meisten Teilnehmer werden vom stabilen Zustand sehr destabilisiert, verwirrt und verunsichert zurückgelassen, was zu einer akuten Krise, zu einer apathischen und teilnahmslosen Haltung führt und die Wiedereingliederung in das Arbeitsleben nicht fördert, sondern ganz im Gegenteil, sehr frustriert.