Sonntag, 27. Oktober 2019

Einsatz für die Selbsthilfegruppe.

Ich habe das Gefühl, in der Selbsthilfegruppe, immer mehr in eine Führungsrolle zu kommen.
Gefällt mir das? Einerseits mache ich das gerne, denn es ist mir wichtig. Andererseits möchte ich nicht in die Denkweise verfallen, ich muss alles machen. Schließlich sind wir eine Gemeinschaft. Aber  Fakt ist, ich mache Konto, Anmietung der Raumes, Supervision Gruppe und im Moment versuche ich den Antrag für Fördermittel zu formulieren. Warum? Es meldet sich kein anderer und die bisherige Teilnehmer, die das machten, möchten es abgeben. Und so verspüren ich den Drang das machen zu müssen. Was aber allein mein Problem ist. Ich muss das noch mal in der Gruppe besprechen, denn gut ist das auch nicht.
Aber sie ist mir halt wichtig, die Selbsthilfegruppe. 

Die vergangene Woche ist gut gelaufen. Ich hatte den Eindruck gut klar zu kommen.

Die Tour, auf der ich Post einsammeln muss, wiederholt sich ja ständig. Dadurch gewinne ich Sicherheit und Routine. Fange an mir mein eigenes System zu organisieren, Rücksendungen angeht. Also bisher so weit so gut. Die Zeit vor der Arbeit ist immer noch Stress behaftet, da ich ständig das Gefühl habe keine Zeit zu haben oder zu spät zu kommen. Weiß nicht ob sich das noch ändert. Aber nun gut, es ist nur ein Praktikum. Ich denke man wird mir danach ne Beschäftigung anbieten, aber mit dem Lohn kommen meine Frau und ich wohl nicht aus. Ich will jetzt auch nicht den Fehler machen wieder zu weit im Voraus zu denken. Das bekommt mir nicht und ich weiß das.
Also werde ich die kommende Woche auf mich zu kommen lassen und abwarten was passiert.

Mittwoch, 23. Oktober 2019

Im Praktikum.

Ich war gestern zum ersten mal alleine los. War angespannt, und als hätte ich es geahnt, schon vor beginn sehr unruhig. Als hätte ich einen sechsten Sinn entwickelt.
Nun, die Tour allein. Hat aber alles ganz gut geklappt und ich fühlte mich zufrieden am Abend. Seit langer Zeit mal wieder. Alle Kunden waren anwesend, ich lag gut in der Zeit, der Verkehr war auch nicht so schlimm. Alles ok soweit.
Ist ein schwieriger Weg, aus dem Dunklen wieder ins Licht.
Mal sehn wie der Tag heute läuft, ich hoffe auch so positiv.

Montag, 21. Oktober 2019

Erste Woche Praktikum geschafft.

Hat mich angestrengt, körperlich und mental. Am Freitag tat es aber auch mal wieder gut, nach einer Woche Tätigkeit, ins Wochenende zu gehen. Heute ist das erste mal Begleitgruppe, mal sehn was mich da erwartet. Morgen geht es dann wieder in den Praktikums Betrieb. Werde dann wohl bald alleine los müssen, da hab ich ein wenig Bammel vor.
Die Eindrücke der Woche waren gemischt, Anspannung, Erschöpfung, Sorgen. Was kann ich noch, was nicht? Ich weiß es noch nicht. Aber auch die Gedanken an ein Ende waren wieder präsent. Ich habe den Eindruck sie sind wieder stärker und öfter. Werde das wohl selber im Auge behalten müssen. Vielleicht gibt es ja in der Begleitgruppe die Möglichkeit drüber zu reden.
Und so heißt es wiedermal, abwarten.

Montag, 14. Oktober 2019

Heute beginnt mein Praktikum im Rahmen der PAS Maßnahme.

Gemischte Gefühle, die Depression, der schwarze Hund gaukeln mir alles Mögliche vor was schief gehen kann. Was drauf wird?  Ich weiß es nicht. Eventuell ein Schritt nach vorn in ein "normales" Leben, oder ein Schritt zurück mit der Erkenntnis es geht halt nicht.
Erkenntnis, dass ist das eigentliche Ziel dieses Praktikums. Sehen was geht oder eben nicht. Dann wäre der Weg Erwerbsminderungsrente. Wäre auch ok, zumindest unter dem Aspekt das ich ein wenig Ruhe in Sachen Existenz habe. Denn die Frage nährt meine Angststörung schon sehr.
Also heißt es wieder mal, abwarten.

Donnerstag, 10. Oktober 2019

Heute wird ein langjähriger Kollege beerdigt.

Ich werde hinfahren um Ihn die letzte Ehre zu erweisen. Er war Schlosser und Werkstattleiter bei uns.
Einer der wenigen von denen ich sagen würde, meinen vollen Respekt. Obwohl ich heute weiß, ich war, wenn auch Krankheit bedingt, sicher nicht der Kollege der ich hätte sein können. Aber wir haben einiges zusammen geschraubt. Ein Mann der sehr fleißig war viel wusste und konnte. Aber leider auch nicht den wohl verdienten Lebensabend erreicht.
Es löst gemischte Gefühle in mir aus. Bedauern, Erinnerungen, Wut und sogar etwas Neid.
Neid darauf das er es hinter sich hat, ich weiß sollte man so nicht sehn, taucht aber in mir auf.
Ich werde heute sicher den einen oder anderen alten Kollegen sehn, und irgendwie finde ich das gut.
Mal sehn was der Tag bei mir hinterlässt.

Mittwoch, 9. Oktober 2019

Vorstellungstermin war erfolgreich.

In zweierlei Hinsicht, zum einen kann ich das Praktikum machen. Das wird mir Klarheit über meine Belastbarkeit geben, zum anderen läuft mit dem Praktikum auch das PAS an, das schiebt die Bedrohung Hartz 4 erstmal nach hinten.
Was aber fast noch wichtiger für mich ist, der Eindruck den ich wohl gemacht habe. Ich habe überzeugt, hatte sofort einen Zusage. Und unabhängig wie das Praktikum nun laufen wird, das für mich wahr zunehmen, überzeugt zu haben, ist echt wichtig für mich.
Es stärkt mein Selbstvertrauen. Alles weitere muss ich nun auf mich zu kommen lassen.


Dienstag, 8. Oktober 2019

Heute habe ich Vorstellungstermin für ein Praktikum.

Die Depression speist mir wieder alle möglichen Szenarien in meinen Kopf. Zusammenbruch, Scheitern, Armut, Einsamkeit. Alle zusammen erzeugt ziemliche Unsicherheit. Wo ist bloß mein Selbstvertrauen geblieben? Auch die Suizid Gedanken tauchen wieder auf, verbunden mit Zerrissenheit darüber, dass ich dem nicht nachgeben kann um mein Familie nicht zu schaden, andererseits aber auch endlich Ruh haben möchte.
Am Samstag habe ich wieder Termin bei meinen Therapeuten, werde das ansprechen müssen. Es ist nicht immer einfach sich den ganzen negativen Einflüssen zu widersetzen. Ich versuche zu teil dann eine trotzige Wut zu entwickeln. Kling blöd, aber ich sage der Depression dann bewusst das es egal ist was sie mir vorgaukelt. Arbeitslos, dann ist das halt so. Arm, und wenn schon.
Offen gesagt, es klappt nicht. Ich versuche meine Frau zu zeigen, das ich noch nicht aufgeben will, aber ich fürchte ich bin dabei nicht sehr überzeugend.
Alles nicht so einfach.

Montag, 7. Oktober 2019

Eine Reha Reise



Wenn einer eine Reha tut, so kann er was erzählen.
Nimmt diese Ihm dann den Mut, so kann das ganz schön quälen .

So scheint es zu sein, zumindest wenn ich dass was ich in den Reha's, medizinische und berufliche, so erlebt habe bewerte .
Da war einfach zu wenig Personal, und es wurden trotzdem Teilnehmerzahlen hochgefahren, obwohl man sich um die Menschen gar nicht mehr kümmern konnte.

In der medizinischen Reha, welche ich ambulant hier in Bremen besuchte, wurde einem schon beim Begrüßungsgespräch zwischen den Zeilen mitgeteilt, es geht nur darum arbeitsfähig entlassen zu werden. Es gibt kein, geht nicht. Viele Module, die helfen sollten, entfielen, krankheitsbedingt oder besser gesagt, weil einfach kein Personal da war. Wichtige Themen, z.B. wie erlange ich mein Selbstwertgefühl wieder, umgehen mit Krisen, was wenn man wirklich in die Erwerbsminderungsrente muss. Es fanden, Ruck zuck Einzelgespräche statt und man hatte den Eindruck, es geht nur um Quantität statt um Qualität.
Viele von den Teilnehmern, welche arbeitsfähig entlassen wurden, hörten später bei der Agentur für Arbeit, bei ihren Therapeuten und auch bei ihren Psychiatern den Satz, " So hat man Sie entlassen?, das sehen wir anders"

Das erweckte in mir den Eindruck, dass man als Betroffener nur jemand ist, mit dem Geld verdient wird.

Die berufliche Reha empfand ich als noch empörender. Dort aufgenommen wurde man über Wochen mit Ordnern voller Aufgaben zu dem Themen, Mathe, Rechtschreibung, EDV, beschäftigt und allein gelassen. War man mit einem Teil fertig gab es Nachschlag. Dachte ich anfangs noch dies würde geschehen um so sehen welche Allgemeinbildung man mitbringt, aber ich musste doch feststellen, es ging nur darum beschäftigt zu werden.

Es wurden keine richtigen Konzepte erarbeitet, die Kommunikation zwischen betreuenden Trainer und zuständigen sozialpsychologischen Dienst war miserabel. Und auch hier, zu wenig Personal. Es wurde sich mit Honorarkräften beholfen, denen aber die Erfahrung mit Menschen, die psychische Probleme haben, gänzlich fehlte. Und was die Psyche angeht, so muss man feststellen, dass die dortige Psychologin, die ein Training sozialer Kompetenzen und ein psychosoziales Seminar anbot, wohl nicht zur ersten Wahl gehörte.
Diese Eindrücke schienen mir zunächst noch meiner Depression geschuldet, das änderte sich aber nachdem wir Teilnehmer uns zusammensetzten, denn auch bei anderen war der Eindruck so.

Es gab widersprüchliche Berichte an die Kostenträger, Ausfälle von Programmpunkten, einfach eine mangelnde Betreuung.
Bei einigen Teilnehmern führte das dazu,dass sich die psychische Verfassung wieder verschlechterte. Sie mussten wieder in medizinische Behandlung, litten wieder an Verzweiflung, Angstattacken, unter anderen ausgelöst durch das Gefühl allein gelassen zu werden.
Es gäbe noch mehr Einzelheiten aufzuführen, aber das Problem bleibt das gleiche. Zu wenig Personal, und möglichst viele Menschen durchschleusen. Kritik, so sie von Teilnehmern überhaupt trotz ihres angeschlagenen Selbstwertgefühls geäußert wurde, wird ignoriert oder kleingeredet. Das schlimme daran ist, es geht um Menschen. Um Menschen die dort hingekommen sind um wieder einen Weg in die Normalität zu finden. Durch Beratung, Begutachtung und Begleitung.

Einige konnten letztlich Ihren Weg selbst in eine Umschulung oder zumindest für sie passende Beschäftigung finden, an der Einrichtung vorbei. Anderen worden dann auch noch Steine in den Weg gelegt, weil sie unbedingt im Rahmen der Maßnahme noch ein Praktikum machen sollten oder in der dort implantierten Übungsfirma tätig sein sollten.Bei wieder anderen Teilnehmern wurde einfach abgebrochen und vorgeschlagen man sollte doch in die Erwerbsminderungsrente gehen. Ihnen wurde vorgeworfen, sie würde nicht mitarbeiten. Auffällig war allerdings, das waren Teilnehmer die ihren Unmut kund taten. Solange solche Einrichtungen einfach unkontrolliert machen können was ihnen anscheinend Profite bringt, solange bleiben Menschen auf der Strecke. Und das erbost mich ungemein.

Sicher, Personalmangel ist ein Problem, aber man muss auch unterscheiden zwischen gewollt und ungewollt. Dort wo es nur um Sparpolitik geht, gehört es angeprangert.
Vielleicht ändert sich was, vielleicht wird es besser, aber dass Betroffene eine lautere Stimme brauchen, das ist kein vielleicht.
Das ist ein MUSS.


J.Schomaker